ursprünglich 12.03.2011:
Ich habe lange überlegt, ob ich heute im Blog etwas zu erzählen habe. Ich möchte aus aktuellem Anlass mal nichts über mich berichten, sondern mit einem Gedicht daran erinnern, wie sehr sich Menschen oft in ihrem Tun überschätzen. Bleibt zu hoffen, dass es in Japan nicht auch noch zum absoluten Supergau nach der wohl momentan dort beginnenden Kernschmelze im AKW von Fukushima kommt.
Mir tun die Menschen dort sehr leid, von denen viele wohl ihr altes Leben niemals wiedersehen werden.
- Theodor Fontane (1819 - 1898) Die Brück' am Tay
- When shall we three meet again (Shakespeare: Macbeth)
- »Wann treffen wir drei wieder zusamm'?«
- »Um die siebente Stund', am Brückendamm.«
- »Am Mittelpfeiler.« »Ich lösche die Flamm'.«
- »Ich mit.«
- »Ich komme vom Norden her.«
- »Und ich von Süden.«
- »Und ich vom Meer.«
- »Hei, das gibt ein Ringelreihn,
- Und die Brücke muß in den Grund hinein.«
- »Und der Zug, der in die Brücke tritt
- Um die siebente Stund'?«
- »Ei der muß mit.«
- »Muß mit.«
- »Tand, Tand,
- Ist das Gebilde von Menschenhand.«
- Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
- Alle Fenster sehen nach Süden aus,
- Und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
- Und in Bangen sehen nach Süden zu,
- Sehen und warten, ob nicht ein Licht
- Übers Wasser hin »ich komme« spricht,
- »Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
- Ich, der Edinburger Zug.«
- Und der Brückner jetzt: »Ich seh einen Schein
- Am anderen Ufer. Das muß er sein.
- Nun Mutter, weg mit dem bangen Traum,
- Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
- Und was noch am Baume von Lichtern ist,
- Zünd' alles an wie zum heiligen Christ,
- Der will heuer zweimal mit uns sein, -
- Und in elf Minuten ist er herein.«
- Und es war der Zug. Am Süderturm
- Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
- Und Johnie spricht: »Die Brücke noch!
- Aber was tut es, wir zwingen es doch.
- Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
- Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
- Und wie's auch rast und ringt und rennt,
- Wir kriegen es unter: das Element.«
- »Und unser Stolz ist unsre Brück';
- Ich lache, denk ich an früher zurück,
- An all den Jammer und all die Not
- Mit dem elend alten Schifferboot;
- Wie manche liebe Christfestnacht
- Hab ich im Fährhaus zugebracht,
- Und sah unsrer Fenster lichten Schein,
- Und zählte, und konnte nicht drüben sein.«
- Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
- Alle Fenster sehen nach Süden aus,
- Und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
- Und in Bangen sehen nach Süden zu;
- Denn wütender wurde der Winde Spiel,
- Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel',
- Erglüht es in niederschießender Pracht
- Überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.
- »Wann treffen wir drei wieder zusamm'?«
- »Um Mitternacht, am Bergeskamm.«
- »Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.«
- »Ich komme.« »Ich mit.«
- »Ich nenn euch die Zahl.«
- »Und ich die Namen.«
- »Und ich die Qual.«
- »Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.«
- »Tand, Tand,
- Ist das Gebilde von Menschenhand.«
geschrieben am 12.03.11
AntwortenLöschenIch finde das auch sehr, sehr tragisch. Und die Menschen tun mir auch sehr leid.
Aber, ob die Menschen jemals kapieren werden, was sie der Welt antun.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
Liebes WUUUH
Sally
geschrieben am 12.03.11
AntwortenLöschenHallo Enya,
das ist eine interessante Ballade von Fontane, die ich bisher nicht kannte. Gewisse Parallelen finden sich zu den Geschehnissen in Japan. Naturkatastrophen in Gestalt von drei Hexen, die ein "menschengemachtes" Bauwerk in Gestalt einer Brücke zum Einsturz bringen. Fontane stand der Industrialisierung und Baukunst nicht eben wohlwollend gegenüber und übte damit Kritik an der technischen Überheblichkeit des Menschen. Ich bin mir nicht sicher, ob sich das 1:1 auf die Geschehnisse in Japan übertragen lässt, aber irgendwie passt das schon, denke ich. Ich stimme Dir jedenfalls zu, dass die Ereignisse in Japan für viele Menschen (und es werden immer mehr) eine tiefgreifende Zäsur in ihrem Leben darstellen. Und ja, man sollte sich wirklich Gedanken machen, ob der Mensch die Technik noch im Griff hat oder ob es sich mittlerweile umgekehrt verhält und man daraus seine wohlüberlegten Schlüsse zieht.
Liebe Grüße purzelbaum
geschrieben am 12.03.11
AntwortenLöschenWir haben nichts hinzuzufügen!
Danke, dass es uns so gut geht....
Der Schlappohr Clan